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Johann Peter Joseph Monheim

Johann Peter Joseph Monheim (* 23. Mai 1786 in Aachen; † 1. Dezember 1855 Aachen) war ein Apotheker, Chemiker und Politiker.

Ein großes Ölgemälde des J.P.J. (letztes Bild in der Reihe), um 1852/53 gemalt von Prof. Schmidt, Berlin, ist über seinen Sohn Victor, den Enkel Johannes und dessen Frau Wilhelmine nach deren Tod 1925 auf unseren Vater gekommen, 1956 erbte es dessen ältester Sohn Hans, der es an seinen Sohn weitergegeben hat.

Leben

1786 am 23. Mai geboren zu Aachen als einziger Sohn des Andreas Monheim. Beginn seiner Apotheker-Lehre in Köln, Studium der Pharmacie und Chemie

1806 Ausbildung an der Pariser Universität

1809 Heirat mit Lucia Dorethea Emonts (1790 – 1848) in Xanten; dieser Ehe entstammen 11 Kinder, darunter 3 Ordensfrauen und ein Geistlicher

1809 — 1855 Führung der väterlichen Apotheke

1810 Veröffentlichung seiner 1. Abhandlung über die Zusammensetzung des Aachener Thermalwassers — gemeinschaftlich mit Dr. G. Reumont (Medizinalrat und Bade-In-spektor, Aachen)

1811 Untersuchung der Burtscheider Quellen; in der Folge weitere grundlegende Arbeiten — von Justus von Liebig anerkannt und „ausgezeichnete Untersuchung„ genannt. Zahllose Anerkennungen seiner wissenschaftlichen Arbeiten, sowie zahlreiche Diplome als Wertung seiner wissenschaftl. Leistungen.

1815 wegen der hervorragenden Verdienste um die Chemie im Alter von 28 Jahren am 6. 2. Ehrung seitens der Universität Göttingen durch Ernennung zum Dr.der Philosophie

1817 Beförderung zum Königlich-Preußischen Medizinal-Asses-sor

1829 Veröffentlichung seines größten Werkes (411 Seiten): „Die Heilquellen von Aachen, Burtscheid, Spa, Malmedy und Heilstein“ mit Widmung an Alexander von Humboldt. Ernennung zum Korrespondierenden Mitglied zahlreicher wissenschaftl. Gesellschaften des In- und Auslandes

1847 Vorsitzender der 25. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Aachen

1830 Angliederung des Drogen-Engrosgeschäftes an die Apotheke J.P.J. Monheim brachte beide zu Blüte und großem Ansehen, später Einrichtung eines Drogen-und Kolonialwarengeschäftes im Hause Monheim, 1857 von seinem Sohn Leonard übernommen

1830 Kauf des Landgutes Diepenbenden mit der Rethelschen Farbenfabrik, deren bedeutende Er-weiterung, Aufnahme des Schwiegersohnes Eduard Vossen, des Ehemanns seiner Tochter Pauline, in die Fabrik, nach 1844 Farbenfabrik Gebr. Vossen (ein Nachkomme von Vossen war der Universitätsprofessor Dr. Dessauer, Frankfurt-Main, Professor der Physik)

1.12.1855 seit 1848 schwer erkrankt, starb Dr. J.P.J. Monheim tief betrauert in Aachen

Nachruf

„Die öffentlichen Ämter suchten ihn, nicht er sie, und wo er stand, widmete er seine ganze Kraft der Erfüllung der übernommenen Pflichten„ heißt es in einem Nachruf.

Kinder

  • Pauline (* 29.6.1811 in Aachen; † 11.9.1866)
    kinderlos
  • Victor (* 24.4.1813 in Aachen; † 19.4.1897) Apotheker, Chemiker, Botaniker
    verh. 4.9.1839 in Aachen mit Netta Fey
    9 Kinder, keine Enkel
  • Alexander (* 24.6.1815 in Aachen; † 15.4.1897 in Aachen)
    ledig
  • Juliana (* 4.8.1816 in Aachen; † 12.5.1818 in Aachen)
  • Klothilde (* 7.5.1818 in Aachen; † 25.5.1848) Ordensfrau
  • Pulcheria (* 5.1.1820 in Aachen; † 12.3.1821 in Aachen)
  • Hermann (* 20.1.1822 in Aachen; † 28.2.1892 in Aachen)
  • Maria (* 18.12.1823 in Aachen; † 19.7.1908 in Blumenthal/Holl.) Ordensfrau im Sacré Coeur
  • Therese (* 24.1.1826 in Aachen; † 8.5.1909 in Aachen-Burtscheid) Ordensfrauf.
  • Edmund (* 15.4.1828 in Aachen; † 13.2.1900 in Wynandsrade/Holl) Jesuit
  • Leonard (* 16.6.1830 in Aachen; † 23. 1.1913 in Aachen) Schokoladenfabrikant
    verh. 8.9.1856 in Wittern/Holl. mit Antoinette Merckelbach
    5 Kinder

Charakterisierung

Dr. Johann Peter Josef Monheim (JPJ) setzte sich sehr für die katholische Sache ein. Den Anlaß dazu gaben die Kölner Wirren um den preußischen Mischehenstreit. DerErzbischof von Köln Clemens August Droste zu Vischering (1773 — 1845) hatte die von seinem Vorgänger Erzbischof Spiegel mit der preuß. Regierung geschlossene geheime Konvention widerrufen und vertrat in der Mischehenfrage den kirchlichen Standpunkt. Daraufhin wurde er 1837 verhaftet, auf die Festung Minden gebracht und der Teilnahme an revolutionären Bestrebungen angeklagt.

JPJ nutzte seine Möglichkeiten als Deputierter der Stadt Aachen im Rheinischen Provinzial-Landtag und bei der Huldigung der preußischen Provinzen am 15. Oktober 1840 in Berlin. In einer Privataudienz bei König Friedrich Wilhelm IV., mit dem ihn Freundschaft schon aus dessen Kronprinzenzeit verband, suchte er wenige Tage vor der Huldigung für den schon nahezu 3 Jahre seiner Freiheit beraubten Erzbischof dessen Begnadigung zu erwirken oder wenigstens die Verfügung, diese Angelegenheit endlich gerichtlich zu untersuchen.

Nach dem Scheitern aller Bemühungen um den Erzbischof reichte JPJ am 4. Juni 1841 dem Landtag einen Antrag ein, „den Erzbischof entweder seiner Freiheit und Amtstätigkeit zurückzugeben oder ihn zur Entscheidung über die gegen ihn bestehenden Anschuldigungen an die Gerichte zu verweisen“. JPJ mußte im Landtag energisch darum kämpfen, daß sein Antrag überhaupt diskutiert und nicht gleich abgelehnt sondern an einen Ausschuß zur Prüfung überwiesen wurde. Auf der Landtagssitzung 14 Tage danach wurde über seinen Antrag 5 Stunden lang verhandelt. JPJ berichtete, daß der König in der Angelegenheit des Erzbischofs ständig bemüht sei, einen Ausgleich der Interessen zu finden, und fest hoffe, die Sache bald zur allgemeinen Zufriedenheit ausgleichen zu können. Trotz JPJ's loyaler Haltung zum König und seines mannhaften Eintretens für den Erzbischof wurde die Absendung seines Antrages an den König von der Mehrheit der Deputierten abgelehnt.

Als JPJ 9 Tage später von der Landtags-Session nach Aachen zurückkehrte, eilten ihm seine Freunde und Verehrer bis zur Gemeinde Linden vor den Toren Aachen entgegen, darunter der hochangesehene Aachener Bürgermeister Schervier (57), Vater der 1974 selig gesprochenen Mutter Franziska (blutsver¬wandt mit der Linie Leonard Monheim). Trotz des scheinbaren Mißerfolges im Landtag feierten sie JPJ überschwenglich. Dies war zugleich Ausdruck für die Ablehnung der Auswüchse des durch und durch liberalen Staates seiner Zeit, der die Gewissensfreiheit vergewaltigte. Wie in einem Triumpfzug geleiteten sie JPJ mit mehr als 30 Kutschen nach seinem Haus am Hühnermarkt. Dort überreichten sie ihm die unten aufgeführte große silberne Vase als Anerkennung und Dank für sein vielseitiges unabläs¬siges Wirken zum Wohl der Stadt und seiner Bürger, für seine Leistungen als Chemiker für die Thermen Aachens und nicht zuletzt für sein mutiges Eintreten für den Kölner Erzbischof, für Recht und Gerechtigkeit. Auch die Presse machte die Landtagsverhandlungen sofort publik.

JPJ's Bemühungen beim König und im Landtag waren trotz allem nicht umsonst. Denn die Anklage gegen den Erzbischof wurde noch im gleichen Jahr niedergeschlagen und durch einen offenen Brief des Königs wurde der Erzbischof völlig rehabilitiert und freigelassen, genau 1 Jahr nach der Huldigung in Berlin.

Clemens August weilte 1837 —39 auf der Festung Minden, wurde dann nach Darfeld (rd. 10 km nördlich des heutigen Benediktiner-Klosters Gerleve bei Coesfeld gelegen) und Münster entlassen. 1842 verzichtete er auf die Amtsführung zu Gunsten seines Koadjutors Johannes v. Geissei, des späteren Kardinal-Erzbischofs von Köln (1845 —64). Unter diesem wurde der Kölner Konflikt beigelegt.

Die Verhaftung von Clemens August, das sogen. „Kölner Ereignis von 1837„, löste besonders durch Görres' Schrift „Athanasius“ die katholische Bewegung in Deutschland aus und leitete in Preußen die Überwindung des Staatskirchentums ein. Erwähnt sei noch, daß dieses Ereignis für Freiherr Wilhelm Emanuel von Ketteier Anlaß war, den Staatsdienst zu quittieren und Theologie zu studieren. Er wurde der bedeutende Bischof von Mainz (1850 — 77).

JPJ hatte durch sein Kämpfen für das Recht und die gute Sache beim König wie bei seinen Mitbürgern sich weitere Achtung und Beliebtheit verschafft. Davon zeugen eine Reihe von besonderer Auszeichnungen für außergewöhnliche Verdienste

Auszeichnungen

1824 von König Friederich Wilhelm III. das allgem. Ehrenzeichen 1. Klasse

1841 eine silberne Vase von der Bürgerschaft Aachens

1842 ein silbernes Standkreuz von angesehenen Bürgern Kölns

1850 von König Friederich Willhelm IV. den Roten Adler-Orden 3. Klasse mit Schleife

1851 von Papst Pius IX. den Pius-Orden 2. Klasse

1855 2 kostbare Porzellantassen beim Besuch des Königs in Aachen

1868 die Benennung des Straßenzuges vor Aachens Kurhaus als Monheimsallee

Das Kruzifix ist 68 cm Hoch
Inschrift auf dem Sockel: Dem Landtagsdeputierten Dr. P. Monheim die dankbaren Kölner 1841

Inschrift am Fuß der Vase:
Dem Landtags- und Huldigungsdeputierten Herrn Dr. Monheim die dankbaren Mitbürger der alten Kaiserstadt Aachen im Juli 1841
Beschreibung der Vase:
Familienchronik Monheim Seite 16. Sie steht heute am Mittelfenster im Festsaal des Couven-Museums (Haus Monheim) am Hühnermarkt in Aachen

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